Mehr als 13 Jahre habe ich unter der Alkoholsucht gelitten. Mehrere Klinikaufenthalte, jahrelange erfolglose Therapien, über 40 Rückfälle mit kaltem Entzug waren meine Begleiter. In all den Jahren habe ich viel erfahren und auch sehr viel gelernt. Es ist mir nun ein sehr grosses Bedürfnis, all dieses Wissen und meine Erfahrungen in die Welt hinaus zu tragen. So habe ich mir auf die Fahne geschrieben: "Ich will anderen Betroffenen helfen, damit sie nicht das gleiche Schicksal (Hölle) erleben wie ich. Meine Vision ist, dass in der Behandlung von Alkoholsüchtigen bestehende Therapieformen durch mentales Training ergänzt werden. Auch möchte ich Verständnis für die Alkoholsucht schaffen. Als Alkoholsüchtiger bis du das letzte Glied in der Kette, du wird als Nichtsnutz, Versager und Willensloser abgetan. Die Leute nehmen Abstand von dir und raten meiner Frau, sich von mir zu trennen. Das tut sehr weh und verletzt einem.
Schon in meiner Jugendzeit war der Alkohol in meinem Leben präsent. Mit 14 Jahren war ich jüngstes Mitglied im örtlichen Musikverein und Alkohol war ein Getränk, wie jedes andere auch. Auch im familiären Umfeld war Alkohol nie ein Thema, das zu Diskussionen Anlass gab. So war der Alkohol eigentlich immer mein Begleiter und wir «zwei» hatten ein sehr gutes Verhältnis. Ja, wir hatten uns aneinander gewöhnt, wir mochten uns. Mit all den Jahren aber merkte ich dann, dass das Verhältnis nicht mehr so gut war. Unsere Beziehung bekam erste Risse. Im Jahre 2007 musste ich mir eingestehen, dass ich einem regelmäßigen Alkoholmissbrauch unterliege. Nach jahrelangen, erfolglosen Versuchen, weniger Alkohol zu trinken, entschloss ich mich therapeutische Hilfe zu holen. Meine Motivation und Erkenntnis dafür: «Ich war in der Alkoholsucht". So begann ich bei der Stiftung Sucht Wallis eine Alkohol-Therapie. Der Erfolg der Therapie blieb aus! Nach 10 Jahren Therapie war ich im wahrsten Sinne des Wortes, voll in der Alkoholsucht angekommen. Aufgrund des Misserfolges bei Sucht Wallis machte mich auf die Suche nach neuen Therapieformen und wurde im Internet fündig. Im Leitbild des Anton-Proksch-Institut in Wien las ich folgendes Zitat: «Sucht ist eine Krankheit mit vielen Ursachen und lässt sich nicht auf einen auslösenden Faktor reduzieren. Sucht ist eine gut zu behandelnde Erkrankung». (API – Wien). Im Herbst 2018 absolvierte ich zusammen mit angehenden Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern als einziger Alkoholsüchtiger den Lehrgang zum zertifizierten Suchtberater beim Anton-Proksch-Institut in Wien. Zwei Jahre später war ich von der Alkoholsucht genesen, litt aber weiterhinunter einer narzisstischen Persönlichkeits-Störung, die Auslöser für noch weitere massivste Rückfälle waren. Im Juni 2020 absolvierte ich eine Art Praktikum in Schematherapie in der Oberberger Fachklinik in Berlin-Brandenburg. Eine sehr intensive Analyse meiner Jugend half mir, meine Persönlichkeitsstörung mit mentalem Training zu therapieren. In all den Jahren haben meine Frau und ich uns ein riesiges Wissen zur Alkoholsucht angeeignet. Ich sage mir oft: «Wenn ich das damals alles gewusst hätte, unser brutaler, teilweise hoffnungsloser und verdammt steiniger Leidensweg wäre niemals so lange und hart gewesen». Zurück ins Jahr 2002. Diagnose: «sehr bösartiger Tumor im Kopf». Die Prognose zu einer Heilung war 50:50. Alle Freunde, Bekannte und Kollegen hatten riesiges Mitleid mit mir. Alle wollten helfen, unterstützen, für einen da sein. Diese Fürsorge, oder war es nur Gwunder, habe ich als Alkoholsüchtiger nie erfahren. Zwei Krankheiten – zwei verschiedene Verständnisformen. Von daher ist es mir ein sehr grosses Bedürfnis, mehr Verständnis für die Alkoholsucht in der Gesellschaft zu schaffen. Zudem möchte ich meine Erfahrungen und mein Wissen an Betroffene der Alkoholsucht weitergeben. Sehr grosse Wertschätzung empfinde ich für meine Frau, die mit mir zusammen den Weg durch die Hölle (über 50 Rückfälle mit kaltem Entzug zuhause) gegangen ist und heute seit 46 Jahren immer noch mein wichtigster Mensch in meinem Leben ist.
Meine Motivation Alkoholsucht wird von den meisten Menschen heute noch nicht als Krankheit angesehen und akzeptiert. Wenn du in der Alkoholsucht bis, wirst du behandelt wie ein Aussätziger. Du bist ein willenloser, schwacher und charakterloser Mensch. Dass die Alkoholsucht eine chronische und sehr heimtückische Krankheit ist, ist bei sehr vielen Leuten noch nicht angekommen. Darum ist es mir ein sehr grosses Anliegen und Bedürfnis, hier Aufklärungsarbeit zu machen.
Klinikaufenthalte Psychologen
Südhang Anton-Proksch-Institut Oberberger Fachklinik Berlin Brandenburg
Weiterbildungen Zertifizierter Suchtberater Anton-Proksch-Institut in Wien. Oktober 2018.Schematherapie: Praktikum bei Oberberger Fachklink Berlin Brandenburg. Juni 2020.Schematherapie: Basis UPK Basel