Was sind die Kriterien einer Abhängigkeit? Wie können wir überhaupt versuchen medizinisch zu klären, wer abhängig ist und wer nicht. Wir können es leider bisher nicht aufgrund der Konsummenge, also wir können nicht sagen, jemand der einen halben Liter Wein pro Tag und das über ein Jahr lang trinkt, ist alkoholabhängig oder jemand der einen Liter Wein pro Tag und pro Jahr trinkt ist alkoholabhängig. Die Menge modelliert das Risiko, wir können schon sagen, je mehr man konsumiert umso höher ist das Risiko, dass man abhängig wird, aber wir können daran die Diagnose nicht festmachen, sondern die Diagnose macht sich nach den Kriterien der Welt Gesundheit Organisation (WHO) deutlich. Diagnose nach ICD-10: Abhängigkeitssyndrom /F10.2) Es ist eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die sich nach und nach wiederholtem Alkoholkonsum entwickeln. Typischerweise besteht ein starker Wunsch, die Substanz einzunehmen, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren, und anhaltender Substanzgebrauch trotzt schädlicher Folgen. Dem Alkoholkonsum wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben. Schauen wir uns zuerst mal die Toleranzentwicklung und die Entzugssymptome an, weil die auch in der Wissenschaft eine immer geringere Bedeutung haben. Die stehen da eigentlich seit den 60iger 70iger Jahren, Toleranzentwicklung, also man verträgt immer mehr von dem Alkohol, Entzugssymptome, wenn man plötzlich aufhört, Alkohol zu trinken. Ja da kriegt man Entzugserscheinungen wie innere Unruhe, Angespanntheit, Nervosität, Zittern. Die sind aber eigentlich nicht charakterbildend für die Suchterkrankung. Zum einen wissen wir inzwischen, dass es viele Abhängige hat, die keine Entzugserscheinungen haben, weil sie einfach diskontinuierlich konsumieren, also weil sie Alkohol nur am Abend trinken, oder nur in höheren Mengen fünf Tage in der Woche. Solche Personen entwickeln häufig keine Entzugserscheinungen. Menschen die in frühen Stadien der Suchterkrankung sind, einwickeln auch keine Entzugserscheinungen. Das ist wichtig zu wissen, weil sich viele Betroffene in Sicherheit wiegen und sagen, ich kann ja keine Abhängigkeit haben, weil ich mal einen Tag nichts trinke, nicht flattere, dann kriege ich nicht den berühmten Tremor (Unbeabsichtigtes Zittern oder Schüttelbewegungen in einem oder mehreren Teilen des Körpers), also scheine ich keine Abhängigkeit zu haben. Das ist nicht der Fall , im Gegenteil. Für die Abhängigkeit prägend sind die nachfolgenden Symptome. Ein starker Wunsch Alkohol zu konsumieren, also sowas wie Suchtdruck. Schwierigkeiten den Konsum zu kontrollieren Also man nimmt sich vor, heute Abend bleibe ich bei einem Glas Bier oder einem Viertel Wein, aber mehr oder regelmässig passiert es einem, dass wenn man das erste Glas getrunken hat, dabei nicht aufhören kann. Anhalfternder Alkoholkonsum trotz schädlicher Folgen Ein ganz wichtiges Pränomen. Normalerweise haben wir Vorlieben und ein Verhalten was uns wichtig ist und was wir gerne tun, und das ist auch jedem belassen das so zu behalten, aber wenn dieses Verhalten mit negativen Konsequenzen einhergeht, wenn wir massiv in unserer physischen oder sozialen Existenz gefährdet sind, dann ändern wir unser Verhalten. Bei Abhängigen ist es häufig so, die wissen, dass sie sich massiv schädigen durch den Alkohol. Die stehen meistens vor sehr negativen Konsequenzen und können trotzdem ihr Verhalten nicht oder nur kurzfristig ändern, also ein wichtiges Kriterium. Dem Substanzgebrauch wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben . Der Alkoholkonsum webt sich immer mehr in den Alltag ein. Und immer mehr Dinge, die einem Freude machen, sind mit dem Suchtmittel assoziiert und Dinge, die nicht mit dem Suchtmittel assoziiert sind, machen einem keine Freude mehr. Also Alltagsaktivitäten die nicht zum Alkohol trinken passen, die werden immer unattraktiver für den Betroffenen. Bücher lesen, mit klarem Kopf mit anderen Leuten diskutieren, Sport machen wird weniger attraktiv aber zum Stammtisch gehen, Fussball gucken am Fernseher oder sich mit Leuten treffen, die auch trinken, sowas wird attraktiver und das passiert ganz unmerklich. Die Interessen verschieben sich immer mehr auf Dinge die mit dem Alkohol Hand in Hand gehen.Kann ich drei der oben erwähnten Kriterien mit "Ja trifft auf mich zu" beantworten, bin ich definitiv in der Alkoholsucht angekommen. Es besteht ein signifikanter Handlungsbedarf!